– ein kompakter Einstieg ins BARFen
von Britta Ollrogge, Tiernahrungsexpertin
Katzen sind geborene Fleischfresser. Ihr gesamter Organismus – vom Gebiss über die Verdauung bis hin zum Stoffwechsel – ist darauf ausgelegt, Beutetiere zu verwerten. Genau hier setzt BARF an: „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ bedeutet, Katzen möglichst so zu füttern, wie sie sich in der Natur ernähren würden.
Doch wie sieht das praktisch aus, und was sollten Katzenhalter unbedingt wissen?
Was BARF eigentlich bedeutet
Eine wildlebende Katze frisst weit mehr als nur ein paar Häppchen Muskelfleisch. Sie verschlingt ein Beutetier im Ganzen – inklusive Innereien, Knochen, Blut und Haut. Dadurch nimmt sie eine breite Palette an Nährstoffen auf, die sich durch Reinfleisch oder konventionelles Dosenfutter oft nicht vollständig nachbilden lässt. Beim BARFen versucht man, diese natürliche Zusammensetzung so gut wie möglich nachzuahmen, allerdings mit kontrollierten, hygienischen Zutaten aus verlässlicher Herkunft.
Der pflanzliche Anteil spielt bei der Katze kaum eine Rolle. Viele Katzen benötigen ihn gar nicht; manche profitieren von einer kleinen Menge Rohfaser. Grundsätzlich stehen tierische Bestandteile im Mittelpunkt, weil sie exakt das liefern, wofür der Katzenkörper gemacht ist.
Wie eine BARF-Ration aufgebaut ist
Eine ausgewogene Rohfütterung besteht aus verschiedenen Bausteinen. Die Basis bildet Muskelfleisch, das Energie, hochwertiges Eiweiß und Fett liefert. Ergänzt wird es durch taurinreiche Fleischteile wie Herz, Zunge oder dunkles Schenkel- und Laufmuskelfleisch. Diese Bereiche des Körpers sind stärker beansprucht – und genau dort sammelt sich Taurin in besonders hohen Mengen.
Innereien wie Leber, Niere oder Milz tragen wichtige Vitamine und Mineralstoffe bei. Rohe, fleischige Knochen sind eine natürliche Quelle für Calcium und Phosphor.
Abgerundet wird das Ganze durch gezielte Ergänzungen wie Fischöl, Vitamin E, Seealgenmehl (Jod) oder Taurin, falls diese Nährstoffe nicht über die Fleischkomponenten ausreichend gedeckt sind. Eine kleine Menge Ballaststoffe kann zusätzlich die Verdauung unterstützen.
Entscheidend ist nicht, starre Prozentzahlen einzuhalten, sondern die Ration insgesamt stimmig zusammenzustellen. Jede Katze hat ihre eigenen Vorlieben – und nicht jede frisst jedes Organ oder jeden Knochen.
Auch die Möglichkeiten des Katzenhalters spielen eine Rolle: Nicht jeder hat Zugang zu frischem Wild vom Jäger, und exotische Fleischsorten bei Unverträglichkeiten sind oft schwer zu bekommen.
Taurin – der Nährstoff, ohne den es nicht geht
Kaum ein Nährstoff ist für Katzen so wichtig wie Taurin. Anders als Hunde können Katzen es kaum selbst herstellen und verlieren gleichzeitig große Mengen davon über die Galle. Taurin ist an zentralen Körperfunktionen beteiligt: an der Herzgesundheit, an der Netzhaut, an der Nervensignalübertragung und an der Fruchtbarkeit.
In der Natur deckt die Katze ihren Bedarf mühelos – Mäuse enthalten sehr viel Taurin. Handelsübliches Fleisch, besonders helles, liefert dagegen deutlich weniger. Deshalb spielen Herz, Zunge und andere dunkle Muskeln eine wichtige Rolle. Wenn die Katze aber nur Fleisch frisst, das wenig Taurin enthält, ist eine Ergänzung über Taurinpulver sinnvoll. Rohfütterung hat hier einen zusätzlichen Vorteil: Da Taurin sehr hitzeempfindlich ist, bleibt es im rohen Zustand besser erhalten als beim Kochen.
Warum BARF viele Vorteile bietet
Rohes, artgerechtes Futter bringt Katzen in vielerlei Hinsicht näher an ihre natürliche Ernährung heran. Das beginnt beim hohen Feuchtigkeitsgehalt – ein wichtiger Aspekt, da viele Katzen von Natur aus wenig trinken. Auch die Nährstoffe sind unverfälscht und gut verwertbar.
Der Halter weiß genau, welche Zutaten im Napf landen, und kann die Ration individuell anpassen, was vor allem bei sensiblen oder allergischen Katzen ein Vorteil ist.
Was beim BARFen herausfordernd sein kann
So gut BARF funktionieren kann, es bringt auch seine eigenen Herausforderungen mit. Die Zubereitung ist aufwendiger als das Öffnen einer Dose: Man muss planen, einkaufen, portionieren, einfrieren und auftauen. Rohes Fleisch erfordert eine gute Küchenhygiene. Manche Katzen – vor allem solche, die jahrelang industrielles Futter gewohnt waren – sind zunächst skeptisch und brauchen Zeit für die Umstellung.
Ein Punkt, den viele Halter zu Beginn unterschätzen, ist die Fleischqualität. Nicht überall ist klar erkennbar, woher das Fleisch stammt, wie die Tiere gehalten wurden oder welche Teile genau verarbeitet wurden – besonders, wenn es gewolft ist. Wer Wert auf Weidehaltung oder regionale Betriebe legt, muss manchmal länger suchen oder ist auf saisonale Verfügbarkeit angewiesen.
Das bringt uns zum nächsten Aspekt: BARF kann durchaus teurer sein als Supermarktfutter. Vergleicht man es aber mit hochwertigen Nassfuttersorten, bewegen sich die Kosten aber oft in einem ähnlichen Rahmen.
Was am Ende zählt
BARF ist eine Möglichkeit, aber nicht die einzig richtige. Viele Katzen fahren hervorragend mit hochwertigem Nassfutter, solange dieses viel Fleisch, ausreichend Feuchtigkeit und transparente Deklarationen bietet. Auch schonend selbst gekochte Rationen sind denkbar, wenn sie korrekt ergänzt werden.
Wichtig ist nicht, BARF um jeden Preis umzusetzen, sondern die Katze gesund, bedarfsgerecht und mit Freude am Fressen zu versorgen.
BARF kann eine wunderbare, natürliche Art sein, Katzen zu ernähren – vorausgesetzt, die Ration ist gut geplant und die Qualität stimmt. Wer sich ein wenig einarbeitet und die Nährstoffe im Blick behält, ermöglicht seiner Katze eine Ernährung, die ihrer Biologie sehr nahe kommt.
Über die Autorin
Ich bin Britta Ollrogge, Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen. Ich biete individuelle BARF-Beratung und Unterstützung rund um das Thema artgerechte Tierernährung.
Mehr zu meinem Angebot findest Du auf meiner Website: tiernahrungsexperten.com